Vishous 3-Zimmerwohnung

Nun konnte sie doch ein kleines Zusammenzucken nicht unterdrücken als das Sofa leiden mußte. Herrje, das Teil mußte ja ziemlich alt sein. Hoffentlich fiel der Sessel nicht just im nächsten Moment unter ihr auseinander. Dennoch schaute sie ihn fragend an, verstand sie nicht ganz was er da eigentlich sprach.
"Wenn ich dich so störe, warum hast mich hierher eingeladen? Ich kann auch gern meine Sache wieder einpacken und ins nächste Hotel ziehen. So ist das nun nicht." meinte sie ein wenig zickig und sah ihm nach wie er aufstand und in der Küche verstand. Sie rannte keinem Mann hinterher, selbst ihrem Cousin nicht. Aber was meinte er damit, daß er nicht mehr das war, was sie glaubte? Sie verstand es nicht. Eine feingeschwungene Braue schob sich elegant empor.
"Wer kennt den nicht? Geschichten, Filme, Bücher und und und. Das Thema des Vampirismus ist längst ausgequetscht und förmlich zu Geld gemacht. Was fragst du mich sowas? Willst du mir einen neuen Vampir-Film im Kino empfehlen? Sry, Cousin, aber stehe auf sowas nicht." meinte sie salopp und leerte ihr Glas in einem Zug. Miststück, uh. Er schien ja wahrlich reizbar heute, daß er zu solchen Kosenamen griff. Aber sei es drum. Sowas konnte sie gewiss nicht provozieren, man hatte ihr schon gänzlich andere Namen an den Kopf geworfen. Die meisten kamen von gehörnten Ehefrauen und Freundinnen. Hatte es sie berührt? Nein, eher nicht. Schließlich hatte sie doch ihren Spaß gehabt, auch wenn das Ende immer ein wenig schmutzig gewesen war.

Ein klitzekleines Lächeln bildete sich in ihren Mundwinkel und gänzlich unschuldig blickte sie ihn an. Soso, sein Ruf hatte ihn London verlassen lassen um in diesem Kaff zu stranden. Dabei kannte sie das bei Kenan gar nicht, daß er Ruhe so sehr schätzte. Aber man veränderte sich halt. Wobei sie das von sich nicht unbedingt behaupten würde. Wieder nahm sie einen Schluck und schlug die Beine wieder übereinander, während sie eher Kenan ansah als diese uninteressante Talkshow im Fernseher.
"Was hast du denn, Cousin? Stört dich etwas?" fragte sie ganz unschuldig und zog leicht eine Braue hoch. Ach, sie hatte doch immer wieder Spaß daran Kenan an den Rande des Wahnsinns zu bringen. Wann war das je anders gewesen? Nun, in den letzten Jahren hatten sie sich vielleicht ein oder zweimal im Jahr gesehen, war sie viel zu sehr mit arbeiten und reisen beschäftigt gewesen.

Ach, sie war es gewöhnt, daß die Männer sie begafften und es gefiel ihr. Aber sie ließ eben das nie durchblicken. So warf sie Kenan nur einen halben Blick zu und erhob sich um in die Küche zu gehen. Stirnrunzelnd starrte sie in den leeren Kühlschrank.
"Sag mal, was isst du eigentlich? Hier ist ja noch nicht mal ein Ei drinnen." meinte sie in den Kühlschrank und bückte sich um einen Blick in das Gemüsefach zuwerfen. Das einzige was im Kühlschrank war, war Bier und eine ungeöffnete Flasche Wein, der sie im Supermarkt noch nicht mal eines Blickes bewürdigt hätte. Aber nun gut, dann mußte sie eben damit sich begnügen. Plopp, und die Flasche ward geöffnet. Die Suche nach einem Weinglas war vergeblich. So mußte ein normales Glas herhalten und sie bereute es fast mit Kenan mitgegangen zu sein. Ein Schluck und sie mußte doch gestehen, daß der Wein nicht ganz so schlecht war. So ging sie zurück ins Zimmer und ließ sich wieder in den Sessel sinken.
"Verrätst du mir, was du in solch einem Kaff machst. Sind die Frauen hier leichter zu haben als in London, oder wie?" fragte sie ein wenig neugierig und nippte an ihrem Wein. Sorgsam leckte sie sich einen Tropfen von der Oberlippen, wohl wissend wie aufreizend das sein konnte.

Da stand sie nun mitten im Flur, sprichwörtlich stehengelassen von ihrem ach so charmanten Cousin. Nein, nur keine Szene machen und die Wut unterdrücken. So stapfte sie in das ihr zugewiesene Zimmer und war zufrieden wie schön groß es war, auch wenn es an Qualität ein wenig mangelte. Aber immerhin besser als ein Hotel. Das Bett lud zum Schlafen und, nun ja, Spielen ein. Sündig groß und nach einem kleinen Test mit den Händen angenehm weich. Hart wuchtete sie den Koffer aufs Bett, klappte ihn auf und markierte mit all ihren Dingen gleich das Zimmer als ihres. So, ihr Reich. Zufrieden sah sie sich um, gestattete sich ohne fremde Augen den Stolz ein wenig abzulegen. Doch die Busfahrt war anstrengend gewesen und Kassie ließ es sich nicht nehmen sich für einige Stunden hinzulegen.
Als sie erwachte war es schon dunkel und sie tastete in der Dunkelheit nach dem Lichtschalter. Seufzend rieb sie sich den Schlaf aus den Augen und sprang in dem kleinen angrenzenden Bad unter die Dusche. Am Ende stieg sie in knapp sitzenden Jeans, einer seidenen weißen Bluse und bequemen Turnschuhen die Treppe hinab, das weißblonde Haar noch feucht. Kenan fand sie im Wohnzimmer vor dem Fernseher, ein Bier in der Hand und er sah gänzlich mehr nach Prolet aus, als nach dem was er eigentlich war. Wahrscheinlich besaß er nicht eine Flasche Wein in diesem Haus. Nein, bestimmt nicht. Wortlos ließ sie sich in einen Sessel fallen und schlug die langen Beine übereinander. Das Fernsehprogram war wirklich nicht gerade das tollste.

Eine kleine 3 Zimmer wohnung